Old Smokey (Teil 1)

Auf dem Prüfstand - Mitglieder testen Grillgerätschaften

Moderator: Mod-Team

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Smokey

Schaut einmal, was mir unser lieber TomBstone geschickt hat. Dieses Gerät gefährdet trotz des geringen Preises mal wieder den Ehefrieden, aber was soll's, Grillsport geht vor. Guckt Ihr hier:

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Das Teil sieht aus wie aus zwei alten Waschzubern zusammengedengelt. Die Verarbeitung würde ich als maschinenrauh bezeichnen. Eine Nachbearbeitung hat erkennbar nicht stattgefunden. An den Öffnungen, mit denen man nach der Montage nicht mehr in Kontakt kommt, sind z.T. große Gußgrate vorhanden. Das Teil wirkt insgesamt sehr urig, quasi wie eine Fred-Feuerstein-Weberkugel. Auch die Boden- und Deckelventile sind mit drehbaren Verschlüssel im Uraltdesign versehen. Ein One-Touch-Reinigungssystem für Kohlenstaub und Asche ist nicht vorhanden.
Ich habe bei TB auch gleich die Langbeine mitbestellt (ab Werk wird das Teil mit kurzen Beinchen ausgeliefert, mit denen der OldSmokey nur knapp über dem Boden steht). Durch die Longlegs hat die Kiste schon eine erhebliche Höhe und sieht etwas monumentaler aus als eine große Weberkugel.
Zur Demonstration stehen mein Sohn und seine Lieblingsfreundin mal vor dem Teil. Guckst Du hier

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Die Montage war mit der supersimplen und unprofessionellen (oder trotz der) Anleitung einfach und ging zügig vonstatten. Die Unterschale verformt sich etwas, wenn man die Schrauben für die Beine anknallt, ist aber nur ein kosmetischer Mangel, der eher die Urigkeit unterstreicht. Die Tragegriffe und der Deckelgriff sind aus schwarz gelacktem Holz und in Verbindung mit dem angeblich aluminiumbedampften Metallblech relativ stabil. Inwieweit die Kiste auf Dauer korrosionsgeschützt ist, kann ich nicht sagen. Wichtig ist aber, dass die PVC-Hülle der 57er Weberkugel locker drüberpaßt und die ganze Kiste bis auf die Beine abdeckt.

Die Innenkonstruktion ist simpel: Die Schrauben für die Beinbefestigung sind überlang ausgeführt und ragen weit in den Innenraum der Unterschale (nenn ich jetzt mal so). Auf die Schraubengewinde wird im unteren Bereich ein Kohlerost/-blech mit Luftlöchern aufgesetzt, im oberen Teil ein massives und gut verarbeitetes Grillrost aufgesetzt (verchromt). Alle streben fest verschweißt, wirkt solide. Die verfügbare Innenhöhe über dem Grillrost reicht unproblematisch für BBC aus (wesentlich besser als bei der Weberkugel (Deckel ist nicht gewölbt), ich denke, man kann etwa 8-10 Stück - je nach Größe und Praktifix-Hühnersitz - gleichzeitig grillieren.
Etwas störend finde ich, dass die Holzkohle ohne Kohlering (a la Pippismoker) und ohne Kohlekörbe einfach auf das Kohlenblech gekippt werden soll. Ich werde hier meine Kohlekörbe vom Weber für die Testläufe verwenden, weil ohne Fixierung der Kohle diese gegen die Außenwand der Unterschale geraten und diese möglicherweise thermisch verformen oder ausglühen würde. Muß nicht sein, also Körbe, ggf. später durch einen Blechring ersetzt. Wird sich im Laufe der Zeit ergeben.

Wenn das Teil das hält, was es auf den ersten Blick verspricht, dann ist es ein echter Ersatz für die Weberkugel. Ein echter Ersatz! Und das zu einem Drittel des Weberkugelpreises (die kleineren OldSmokey sind billiger, aber vom Durchmesser her nicht mit der großen Kugel zu vergleichen. Der lichte Innenraum dürfte aber schon beim mittleren OldSmokey größer sein als bei der großen Weberkugel (geschätzt).
Vom urigen Design und der schieren Größe her ist das Gerät ein echter Knaller.
Rein vorsorglich weise ich darauf hin, dass ich den OldSmokey bei TB regulär gekauft habe. Ich bin nicht von ihm bestochen oder geködert worden. Vorstehendes ist meine eigene Meinung. Trotzdem sei erwähnt, dass die Lieferung keinen Anlaß zu Beanstandungen gab. Alles war bombensicher mit Tesa-Packband verzurrt.
Mal sehen, was die Testgrillierungen bringen. Mich interessiert insbesondere, ob die Deckelform Nachteile gegenüber dem gestreamten Weberdeckel hat.
Weiter mit Teil II, der bald kommt :prost:
Zuletzt geändert von Smokey am 22.07.2006, 13:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Redneck
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Nun lass uns doch mal rein schauen.
Von aussen wissen wir doch schon, wie's aussieht.
Smokey

Redneck hat geschrieben:Nun lass uns doch mal rein schauen.
Von aussen wissen wir doch schon, wie's aussieht.
Ruhig, Brauner. Drängel nicht so. Bilder von innen gibt es erst in Teil II, wenn ich den ersten Grillversuch mit BBCs vornehme. Irgendwie muß ich doch einen Spannungsbogen erzeugen :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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spessartjaeger
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...jetzt grillst Du erst mal 10 jahre damit und dann sehen wir, ob er rostmäßig mit der Weberkugel mithält.
:ironie:
Gast

Was ist das fürn Material :?:

gruß, praktifix :prost:
Smokey

Praktifix hat geschrieben:Was ist das fürn Material :?:

gruß, praktifix :prost:
Auf den ersten Blick habe ich es für verzinktes Blech gehalten. Laut der Beschreibung soll es aber eine Aluminiumbeschichtung sein. Mal sehen, wie die Kiste nach dem ersten Einsatz aussieht :lol:
Smokey

Ich habe vom BBC für heute Abstand genommen und neben meinem üblichen RibEye-Steak ein Stück aus der Steakhüfte und Lammfleisch sowie Nürnberger Würstel für die Kinder grilliert. Der OS hält mit Lidl-DIN-Grillholzkohle seit über 2,5 Stunden ohne Nachfüllen eine Innenraumtemperatur von 250 bis 300 Grad. Alle Sachen sind gut gelungen, obwohl ich wegen des ziemlichen großen Abstands zwischen Glut und Grillrost zunächst arge Befürchtungen hatte. Das Teil grillt genial. Auch scharf angrillen ist problemlos möglich, wobei die Brandings wohl abstandsbedingt nicht Weber-OT-Qualität erreichen.

Eins noch zum Anzünden: Der Tornado-54 KW-Flämmer hat die ganze Kiste überall zum Qualmen gebracht. Ich denke, die Schutzbeschichtung ist eingebrannt, sah doch etwas gefährlich aus. Es roch wie in einer Schmiede. Nach dem Anzünden habe ich die Kiste etwa 1 Stunde vor sich hingrillen lassen, bis die Qualmentwicklung vorbei war. Die Beschichtung ist jetzt matt geworden. Dann ging es los mit Lamm, Rind und Würsteln. Und das war gut,sehr gut. Meine Begeisterung für das Teil hält an. Selbst mein kritischer Papi war angetan von dem Steinzeitgrill. Das will was heißen.
Mehr davon im nächsten Teil, natürlich mit Fotos. :prost: jetzt muß ich erst Mal wieder an den OS. :prost:
Eins noch, hab ich ganz vergessen. Beim Einsatz des Unkrautflämmers hat sich das Kohleblech leicht verformt. Ansonsten ist auch bei massivster Hitzeeinwirkung nix passiert. Der Grill ist intakt geblieben. Da hat TB aber Glück gehabt :lol: :lol: :lol:
:smokey:
Smokey

So sieht der Oldsmokey im Betrieb aus:
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Trotz der laschen und urigen Verarbeitungsqualität schließen die beiden Hälften relativ dicht ab. Die Temperatur wird konstant gehalten. Bei Fettbrand, den ich gestern einmal kurz hatte, habe ich sofort das Bodenventil geschlossen (mit einem eleganten Fusstritt). Sofort war das Feuer wieder gelöscht.
Bislang ist das einzige Negativum, dass wegen des größeren Abstands zwischen Glut und Rost keine guten Brandings gehen. Ich hatte es ja schon gestern Abend kurz berichtet. Vermutlich bekommt man das Rost wirklich nicht heiß genug. Also braucht man entweder wesentlich mehr Kohle oder eine Gußplatte, ein Griddle oder ähnliches, um eine höhere Temp. speichern zu können.

So, jetzt noch die Bilder vom Innenraum, welche ich am Ende dieses Beitrags angehängt habe.. Die Konstruktion mit den Schrauben als Rostauflage ist extrem simpel, aber funzt. Das das Grillrost ziemlich schwer ist, wirkt es trotz nur dreier Auflagepunkte nicht labil. Das Kohleblech ist dauerhaft (leicht wellenförmig) verformt. Da war der Tornado-Unkrautflämmer wohl doch etwas zu heiß. Am Gehäuse bzw. der jetzt eingebrannten Beschichtung ist keine Verformung oder Beschädigung erkennbar. Trotz Dünnblech. Nicht schlecht.

Die Grillergebnisse, und zwar alle, sind o.k., die Temperatur wird - wie gesagt - gut gehalten. Wie es bei richtigem Wind und niedrigeren Temperaturen ist, kann ich nicht sagen, aber bei einer größeren Kohlemenge läßt sich bestimmt auch bei Frost noch ausreichende Grillhitze erzeugen. In das Teil dürften ohne Probleme 4-5 Kilo Grillholzkohle bzw. -Briketts passen. Die Unterkonstruktion bringt genug Verbrennungsluft an die Kohle, ist gut regulierbar und bis auf die thermische Verformung durch den Flämmer trotz der einfachen Konstruktion wirklich durchdacht.
Heute abend werde ich dann die BBC testen, aber nach den bisherigen Erfahrungen müßten die sehr gut gelingen.

Bislang kann ich folgendes Fazit ziehen:
Einfach aufgebauter und mäßig, aber stabil verarbeiteter "Kugelgrill" mit sehr stabilem Grillrost und guter Funktionalität. Dazu kommt ein wirklich großer Innenraum mit durchgängig identischer Innenhöhe. Die Hitzeabschirmung durch die einfachen Holzgriffe ist gut, der Deckel kann auch nach mehrstündiger Aufheizung ohne Handschuhe [-X abgenommen werden. Bei meinem Weber heizt sich der Griff wesentlich stärker auf.
Die Dreibeinkostruktion ist nicht sonderlich vertrauenerweckend, aber kippsicher. Die Temperaturkonstanz ist mit DIN-Holzkohle beeindruckend, die Hitzeverteilung gleichmäßig.
Schließlich ist die schiere Größe des Grills und des nutzbaren Innenraums beeindruckend. Angenehm ist die Tatsache, dass die Weber-Abdeckhauben vom 57er anstandslos und gut auf den OS passen.

Als echte Nachteile - insbesondere im Vergleich zu den 57er Weberkugeln sehe ich an: Zu großer Abstand zwischen Glut und Rost, dadurch Branding nur eingeschränkt möglich. Verarbeitungsqualität urig, scheint aber vom Hersteller so beabsichtigt, da sich einige Sachen ohne größeren Aufwand besser fertigen ließen.
Keine Hilfseinrichtung zur Ascheentfernung, jedoch kann das Kohleblech herausgenommen und der Innenraum auch mit Besen und Kehrblech gereinigt werden, da er topfeben ist. Faktisch finde ich aber die OneTouch - Reinigungsflügel von Weber besser. Zu dem urgigen OS paßt aber auch die Kehrblechreinigung.
Keine Möglichkeit zur Deckelablage vorgesehen. Das Oberteil muß auf dem Boden abgelegt werden. Haltekonstruktionen sinnvoller Art dürften wegen des Dünnblechs nicht darstellbar sein. Der Grill besteht eben nur aus zwei Wäschzubern, die mit einer Schutzschicht versehen sind.

Hier sind die "Halteschrauben und das Kohleblech erkennbar:
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Hier der Deckel von oben, ein Ventil geöffnet, eines geschlossen:
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Hier der Tornadoflämmer im Einsatz (die Kohlekörbe von Weber stehen auf Spaltplatten, um eine genügendeBelüftung der Kohlen zu erzielen). Dabei ist das Kohleblech wellig geworden:
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Hier der Grill im Direktbetrieb beim Versuch, Brandings hinzukriegen. Mand beachte die hohe Temperatur von ca. 200 Grad im Indirektbereich über der Fettschale. Der OS entwickelt richtige Brüllhitze, die über die Ventile reguliert werden kann, wenn erforderlich:
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Mehr im nächsten Teil :prost:
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